Thursday, December 13, 2012

Das Ende der Klimapolitik wie wir sie kannten?

Heute ist in der Folge von Doha der Aufmacher auf spiegel-online: "Forscher fordern Ende der Weltklimagipfel". Axel Bojanowski erläutert hierbei in fünf Schritten und unter Mithilfe mancher Klimazwiebel-Lesern wohlbekannter Experten, wohin die Reise geht: Er diagnostiziert das Sterben der Uno-Klimakonferenzen, er nennt als Ursache das 2 Grad Ziel, das zur Stagnation führt und stellt die provokante Frage, um was es eigentlich geht: Klima oder Menschen schützen? Dem herrschenden Mechanismus entspricht das wenig Erfolg verheißende Geo-Engineering, wogegen der Fokus auf die Menschen, die Regionen, wo sie leben und die Lokalpolitik auf Akzeptanz stößt, wirkungsvollere Maßnahmen und damit auch einen pragmatischen Umgang mit dem Klimawandel ermöglicht.


Der Artikel basiert zu großen Teilen auf Szenarien, welche die Teilnehmerinnen eines Workshops in Hamburg mit dem schönen Titel: "Quo vadis, Klimakatastrophe? Die Zukunft des Klimas in der Gesellschaft" erarbeitet haben (sowie weiterer Stimmen, die Axel Bojanowski noch eingeholt hat). Der Workshop wurde vom Helmholtz Zentrum Geesthacht (Hans von Storch, Werner Krauß), dem Helmholtz Zentrum für Umweltforschung Ufz (Silke Beck) und der Stiftung für Wissenschaft und Politik (Oliver Geden) organisiert. Teilnehmer rekrutierten sich aus Politik-, Sozial-, Kultur- und Naturwissenschaften sowie Vertretern der Medien. Ziel war es, sowohl plausible Szenarien für die Entwicklung des Klimadiskurses zu entwickeln als auch alternative bzw. wünschenswerte Szenarien vorzuschlagen.

39 comments:

arcticio said...

Nun macht sich Resignation breit und kleinere Anpassungsschritte erscheinen übersichtlicher, preiswerter und wohl auch leichter zu kommunizieren. Klingt wie solange anpassen, bis die fossilen Brennstoffe verbraucht sind. Was war doch gleich die Temperaturobergrenze für ungebremste Emissionen von 30GT/Jahr?

Helmut Erb said...

"Die Vorherrschaft der globalen Klimasimulationen am Computer zeitige eine verheerende Folge, sagt Werner Krauss vom Helmholtz Zentrum in Geesthacht: "Die fast vollständige Vernachlässigung der Wirklichkeit." Es werde "eine Welt gerettet, die nur im Modell existiert"."

Für diese bemerkenswerte Einschätzung werden Sie aus Potsdam, Kiel, Hamburg, vielleicht auch aus Geesthacht, wahrscheinlich Dresche beziehen.

Ich hingegen ziehe meinen Hut.

Es wäre viel gewonnen, wenn den Pegelmessungen in Cuxhaven zwischen 1840 und 2012 ein höheres Gewicht beigemessen würde als einer Studie, die den Eisverlust der Antarktis bis zum Jahre 2500 berechnet.

Anonymous said...

Werner Krauß,

über den Workshop hätte ich gerne mehr aus erster Hand erfahren. Beim Umweg über Bojanowski und SPIEGEL klingt es geradezu so, als hätten die Teilnehmer die Meinung, Schluss mit Emissionsminderung, hurra, Anpassung und Geoengineering wirds schon wuppen. Nein? Ich glaube es ja auch nicht, habe ich Bojanowski möglicherweise nur falsch verstanden? Dann frage ich mich aber, wie denn sonst der normale SPIEGEL-Leser folgende Auszüge deuten soll:


Die Welt müsse den Anstieg der Temperaturen hinnehmen

Die Fixierung der Uno-Klimapolitik auf das CO2

Der Ausstoß von Treibhausgasen soll folglich radikal eingeschränkt werden - darum drehen sich alle Uno-Klimakonferenzen. Ein grundsätzlicher Fehler, meint Uekötter: "Die Diskussion fixiert sich viel zu sehr auf die Treibhausgase."

Obgleich der Uno-Klimareport eigentlich diverse Klimaschutzmaßnahmen präsentiere, stellten tonangebende Wissenschaftler die CO2-Vermeidung stets als einzige Möglichkeit zur Lösung des Klimaproblems dar, unterstreicht der Soziologe Sebastian Wiesnet von der Universität Bamberg.

Der Verzicht auf das Kyoto-Protokoll oder andere Klimaabkommen der Uno bei gleichzeitiger Verstärkung von Anpassungsmaßnahmen hätte zwei entscheidende Vorteile, glaubt Wiesnet: Sie ließen sich schneller durchsetzen und seien billiger als die CO2-Vermeidung.

Und welche Meinungen hat Bojanowski denn von außerhalb der Workshop-Teilnehmer eingeholt? Mayer, Wiesnet und Uekötten? Zu den Passagen oben hätte jedenfalls jeder Klimawissenschaftler etwas anzumerken, was haben denn der/die anwesenden Klimaforscher dazu gesagt??

Kurz: Bitte mehr vom Workshop, aber zwingen Sie mich bitte nie wieder, hierfür Bojanowski-Texte lesen zu müssen.

Ach ja, auf der AGU-Tagung gab's eine Reihe interessanter Vorträge, die man sich auf Video anschauen konnte. Ich könnte jetzt etwas erzählen von jüngsten Erkenntnissen zum Thema Geoengineering, zu Caldeiras Vortrag über Riffe, für die so ab 550 ppm CO2 game over sein könnte, aber was soll's, wäre doch sowieso nur aufs Schärfste zu verurteilender Alarmismus.

Andreas

Anonymous said...

@ Werner

Und schon sind schon die ersten beiden Kommentare erschienen, die Bojanowskis Text genau so verstanden habe, wie ich ihn auch gelesen haben.

Immer noch glücklich mit dem Text?

Andreas

sil_beck said...

Ich habe mich durch die Kommentare durchgezappt.

Wie üblich, jeder/ jede pickt sich aus dem Text, was er/ sie hören will (cherry pick).
Um das klarzustellen:
Ich persönlich habe nie dafür plädiert, den Klimaschutz im allgemeinen zu verabschieden. Ich habe nur festgestellt, dass der einfache Masterplan, der den multilateralen Abkommen und dem target und time table-Ansatz nicht funktioniert und dass man sich über Alternativen Gedanken machen muss.

Es war immer schon utopisch, dass sich die gesamte Welt an einen Tisch setzt und zu einer ambitionierten, gemeinsamen und verbindlichen Regelungen in Feldern kommt, in welchen "heilige Kühe" - wie Verkehr - zur Verhandlung stehen.
Das geht wohl bei mehr oder weniger technischen Materien - wie bei der FCKW-Regulierung, als die Industrie signalisiert hat, dass sie auf diesen Zug aufspringt.

Dieses Modell wurde in den Klimaverhandlungen kopiert, was einer der Geburtsfehler der FCCC war. Klimawandel ist m.E. mehreren Nummern zu groß und zu politisch für diesen Schuh. Vermutlich war man sich auch anfangs nicht bewusst, was mit Klimapolitik auf dem Spiel steht und welche politische Konsequenzen damit verbunden sind.
Gleichzeitig ist es aber wichtig, dass - ähnlich wie in Rio+20 - weiterhin ein Forum besteht, auf welchem sich alle Staaten und interessierten Akteure von NGOs bis Wirtschaft regelmäßig treffen und zeigen können, was sie klimapolitisch so treiben und mitkriegen, was andere so tun, d.h., dass sich die Akteure "auf- und ausstellen" müssen. Mir gefällt die Idee der "Weltausstellung" von Maarten Hajer.
Ein überegionaler Verhandlungsrahmen bleibt weiter hin wichtig, gerade auch, wenn die Musik stärker regional und lokal spielt, und viele lokale Entscheidungen - wie Verzehr von Fleisch - Auswirkungen auf andere Regionen - Zerstörung von Wäldern - haben können. Die ökologischen und ökonomischen Interdependenzen nehmen ja nicht ab, sondern - im Gegenteil - zu.
Ein transnationaler Rahmen bleibt wäre auch für Themen wie Adaptation funds und verteilungspolitische Fragen weiterhin wichtig. Das bedeutet aber auch, der FCCC-Verhandlungsrahmen auch reaktiviert werden kann, wenn es transnationale Probleme - wie Geo-Engineering - geben sollte.

Mit anderen Worten, eines der Hauptprobleme sind m.E. die überfrachteten Erwartungen, dass man sich weltweit problemlos auf von Forschern berechnete gemeinsame Timetables und Targets einigen könnte. Diese Hoffnung wurde vor allem vor Kopenhagen 2009 - auch von Seiten der Klimaforscher - geschürt, was zu einer kompletten Überhitzung der politischen Diskussion geführt hat. Auf diesen Weise hat man sich zu wenig den Realitäten, wie den Entwicklungen in Ländern wie China und Indien gestellt.

Anonymous said...

@ Silke Beck

Ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Diese Diskussion ist wichtig, daher würde ich mich freuen, mehr über den Workshop zu erfahren.

Die Frage ist doch, wie man zu Reduktionen kommen kann, nicht ob, insbesondere Gedens Diskussionsansätze dazu schätze ich sehr. Meine Frage daher auch an Sie: Sind Sie glücklich über Bojanowskis Artikel? Welche Personen, die B. zitiert, waren nicht beim Workshop dabei?

PS:
Ist "cherry picking" nicht zwangläufig mit einer Verzerrung des Gesamten verbunden? Ich habe die Passagen zitiert, weil ich diese als typisch und charakteristisch für die Intention B.s gehalten habe. Aber vielleicht irre ich ja und der durchschnittliche SPIEGEL-Leser weiß dies in ihrem erhofften Sinne einzuordnen. Ich schaue mir jetzt einfach mal die Kommentare der Leser an.

B. hat ja inzwischen auch einen gewissen Ruf. Ich erinnere z.B. an einen Artikel über ein IPCC-Arbeitstreffen zum Meeresspiegelanstieg, wo er auch bewusst skeptische, provokante Thesen in den Text einfließen ließ. Später hat er ein Paper aus dem Text gemacht und siehe da, alle Provokationen waren auf einmal weg, plötzlich war der Text sogar richtig gut.

Viele Grüße
Andreas

Anonymous said...

Ich bin mit den ersten 60 Leserkommentaren durch. #43 hat m.E. den Sinn und Zweck des Workshops erfasst, der Rest geht davon aus, Wissenschaftler plädieren für einen Abschied von CO2-Reduktionsbemühungen. Aber wenn es die Teilnehmer des Workshops nicht stört, dann soll's mir auch egal sein.

Sind diese Leser und ich einfach zu blöde, Bojanowski zu verstehen? Glaube ich nicht.
Bojanowski hat nun genau das Publikum unter den Kommentatoren erhalten, das er sich mit seinen Flirts mit den Skeptiker verdient hat. Ich find's erschreckend, was dort so alles zu lesen ist.

Andreas

Günter Heß said...

Andreas,

die Spiegelkommentare musst Du nochmal lesen.

So einseitig wie Du sie darstellst sind die doch gar nicht.

Welche Brille hast Du denn auf. Setze sie mal ab.

Ich finde den folgenden Kommentar #44 interessant:
„Danke, dass endlich eine kritische Betrachtung der globalen Klimapolitik möglich scheint. Sollte wirklich das Ender des "herrschenden globalen Steuerungsoptimismus" gekommen sein? Endlich darf ich an prominenter Stelle lesen, was ich schon seit Jahren denke, aber als Lehrer nie zu sagen wagte!“

Ich denke dieses Klima wurde durch die Symbiose erzeugt.

Grüße
Günter

Werner Krauss said...

articio #1,

Resignation? Dann sind die Klimagipfel aber Depression pur! Und das ist noch viel schlimmer, weil hoffnungslos. Auf Resignation kann Pragmatismus folgen. Außerdem haben Sie vergessen, dass auch Mitigation regional ist, nicht nur Anpassung. Die Windräder stehen irgendwo, es sind Städte, die karbonneutral werden usw. Reale Plätze, Orte, Regionen - und nicht "die Welt". Ich finde es auch nach wie vor wichtig, eine solche "Welt" handlungsfähig zu machen und eine "Menschheit" zu schaffen, die sich einig ist. Nur, da läuft was schief. Man kann sich nicht an ein Verfahren klammern, das offensichtlich defekt ist. Vielleicht ist das auch reparabel, ich habe da nichts dagegen. Aber man muss auch anerkennen, dass unabhängig davon viel passiert, und das ist auch ein Potential.

Deshalb finde ich es wichtig, sich regional an Unvermeidliches anzupassen und soviel Emissionen zu vermeiden und neue Energien zu gewinnen wie möglich. Das interessiert mich. Nur auf das Globale zu starren wie das Kaninchen auf die Schlange hilft auch nicht weiter.

(Habe mich übrigens auf Ihrem Blog festgelesen, gefällt mir gut).

RainerS said...

Selbst wenn Bojanowskis Artikel den Tenor des Workshops überzeichnen sollte, so ist doch jeder Versuch zu begrüßen, wenigstens ein Minimum an Realitätsbezug wiederherzustellen.

Wie bspw. Frau Beck richtig feststellt, hat man wohl die Entwicklungen in den Schwellenländern, allen voran China und Indien, nicht ausreichend berücksichtigt. Kleiner Seitenhieb an dieser Stelle: das gilt nicht für (deutsche) Unternehmen, die in diesen Märkten agieren ;-)

Außerdem konnte wirklich jedem allerspätestens seit Kopenhagen klar sein, dass "Grand Schemes" nicht funktionieren. Was auch ganz gut so ist. Wohin uns die unkontrollierte Umsetzung von Bürokratenträumen führen kann, lässt sich ja gerade eindrucksvoll am Beispiel der Euro-/Schuldenkrise besichtigen.

Außerdem muss keiner unter den ernsthaft Besorgten befürchten, dass es in Zukunft keine Klimakonferenzen mehr geben wird. Zu groß sind die Verlockungen der Futtertröge wie Abgreifen von Technologie, Zertifikatehandel, Adaption Funds oder die unendlichen Möglichkeiten (für Juristen...) des "Loss and Damage"-Ansatzes. Auch Teile der Realwirtschaft spielen gerne mit. Schließlich lässt sich in künstlich erzeugten Märkten leicher und risikoloser Geld verdienen - letztendlich auf Kosten der Konsumenten und Steuerzahler natürlich.

RainerS said...

@4 Andreas,

bei allem Respekt, aber Ihre Haltung erscheint wir typisch für die Wagenburg-Mentalität vieler Debattenteilnehmer. Wer nicht für mich ist, ist gegen mich! Nestbeschmutzer!! Die bösen Skeptiker bekommen eine Vorlage!!!

Sorry, aber wer Angst vor Beifall von der falschen Seite hat, verstellt sich und - wenn die Macht ausreicht - auch anderen den Blick auf mögliche Alternativen.

Außerdem handelt es sich hierbei um Kommentare zu einem Online-Artikel, und nicht um rechtsverbindliche internationale Vereinbarungen.

Was die Riffe betrifft: wenn den Chinesen die Korallen wurscht sind, hilft es noch nicht einmal, wenn wir Westeuropa komplett abschalten. Das sollte man mE schon im Hinterkopf behalten, leuchtendes Vorbild hin oder her.

RainerS said...

@9 Lieber Herr Krauss,

es freut mich, dass wir zur Abwechslung iW einer Meinung sind. Den Beitrag der Klimazwiebel-Betreiber zu einer Öffnung der Debatte finde ich nützlich und wichtig.

Dennoch stoße ich mich an einem Halbsatz: "...und [soviel] neue Energien zu gewinnen wie möglich". Sie erinnern sich sicher gerne an unsere jüngsten Auseinandersetzungen zu diesem Thema :-)

Die Nutzung der "Erneuerbaren" speziell in Deutschland hat eine Reihe von Nebenwirkungen. Obendrauf kommt noch der unangenehme Folgeschaden, den Herr Grundmann in seinem Post zum Bloomberg-Bericht vom 9. Dezember hier zur Diskussion gestellt hat (ein Effekt, der anscheinend niemanden interessierte, auch nicht in der Tagespresse).

Zu einem Reassessment der globalen Klimapolitik - gerade wenn man dabei auf das Potenzial regionaler Lösungen verweist - gehört auch eine Analyse bestehender Mitigation-Strategien. Um es zurückhaltend auszudrücken: was in D passiert, dürfte nicht exportfähig sein.

Mathis Hampel said...

Andreas,

pragmatische Klimapolitik bedeutet sich mit seltsamen Bettgenossen 'anzufreunden'. Mir fällt das auch schwer, vor allem wenn jene aus falschen Gründen neben mir liegen. Ja, Pragmatismus kann ganz schön nerven.

Mathis Hampel said...

ad Werner's Kommentar im Spiegel

James Fairhead argumentiert dass der globale Norden virtuelle Risiken gegen materielle Risiken des globalen Südens tauscht.

siehe auch
http://www.3s.uea.ac.uk/blog/climate-change-security-and-perverse-effects-climate-policy

ob said...

auch ad Werner Krauss Kommentar im Spiegel. Wäre es möglich dahingehend einen ausführlichen Post hier auf der Klimazwiebel zu bekommen?

und ich schließe mich Andreas an, dass es außerdem schön wäre/gewesen wäre mehr über den Workshop (insbesondere die Teilnehmer) hier zu lesen.

Hans von Storch said...

Der Beitrag von Axel Bojanowksi hat sicher seinen Anfang genommen in dem Workshop und an den Geschehnissen in Doha; er ist aber kein Bericht oder Zusammenfassung von Ergebnissen o.ä. des Workshops. Vielmehr verwendet B eine Reihe von Äußerungen nicht nur einiger Teilnehmern, sondern auch von anderen Beobachtern des Doha-Thema. Die Hausaufgabe, den Workshop und seine Ergebnisse zusammenzufassen, steht noch aus - so viel sei gesagt, es ging darum, Szenarien für die Entwicklung des Klimadiskurses vor allem in den kommenden Jahren zu entwickeln, nicht Szenarien der Klimaentwicklung oder gar Vorschläge für geeignete Klimapolitiken zu entwerfen. Zu beachten ist auch, daß Szenarien den eigenen Wünschen entsprechen können, aber auch inkonsistent mit diesen wünschen sein können.

Werner Krauss said...

Andreas,

es gibt ein Problem, und das heißt: Zeitmangel. Einen Workshop, d.h., die Diskussion von 15 Leuten mal eben zusammenfassen und auf die Klimazwiebel stellen ist nicht einfach. Und Sie kennen die Kundschaft hier: einen Fehler will man dabei auch nicht machen, es ist einfach zeitaufwendig, und die Zeit hat man nicht immer (und auch nicht immer die Nerven, das hinterher auszuhalten).

Ich finde, dass Axel Bojanowski eine interessante, lesenswerte und eigene Geschichte daraus gemacht hat. Dass man sich dabei vielleicht auch out of context zitiert fühlt, finde ich nicht schlimm: es ist ja ganz offensichtlich seine Geschichte. Die Idee mit den 5 Punkten finde ich toll, klasse gemacht. Ich finde es bewunderswert, wie solche Journalisten es immer wieder schaffen, komplexe Vorgänge so darzustellen, dass man darüber diskutieren kann. Und das macht er hier eindeutig mit einer klaren Stellungnahme und Aussage. Über die lohnt es sich zu diskutieren - und das zeichnet ihn aus und unterscheidet einen guten von einem schlechten Journalisten.

Ich bin etwas erschrocken über Ihre Besorgnis über den "normalen" oder "durchschnittlichen" Spiegel-Leser. Etwas nicht zu sagen, weil sonst die Leute womöglich nicht das denken, was man will, dass Sie denken: Genau daran krankt die Klimadebatte seit vielen Jahren. Ich finde, die Leute können es aushalten, mit kontroversen Ideen zu leben. Die halten im Alltag noch viel mehr aus. Lieber zum Denken anregen und Gedankenfutter geben als Informationen zurückhalten und Gedankenkontrolle betreiben. Steht einer Demokratie auch viel besser.

Was Silke Beck hier schreibt oder Axel Bojanowsk - etwas lauter, ist schließlich der Spiegel - vorschlägt, ist meiner Meinung nach ganz einfach bedenkenswert. Auch, weil sich hier Sozial- und Kulturwissenschaftler mal einmischen und zur Kenntnis und Ernst genommen werden. Dahinter steckt keine Skeptikermafia oder sonst eine Falle. Es ist der Versuch, einer eingefahrenen und stockenden Debatte einen neuen Dreh zu geben, dass man weiterdenken und auch handeln kann.
Einen kleinen Vertrauensvorschuss hat diese Debatte schon verdient, finde ich.

Werner Krauss said...

Mathis Hempel,

vielen Dank für den Link, kannte ich noch nicht. Hier eine Zitat aus der Zusammenfassung von Mike Hulme eines Vortrags des Ethnologen James Fairhead zum Thema climate change and security:

"The connection with security, Fairhead argued, emerges through the ‘green land grabs’ underway in many parts of the tropical world, with rising land values unsettling and marginalising population groups. Through new biofuel ventures and carbon offset schemes, ‘insecurity’ is being swapped or traded. The imagined climate insecurities of (usually) northern nations and peoples are being ‘reduced’ – by meeting nominal national emissions reduction targets - through transactions which increase the livelihood insecurities of (mostly) tropical nations and peoples. Carbon trade thus becomes a surrogate for trading virtual insecurity (of the rich) for material insecurity (of the poor).

jk said...

Jetzt aber mal ein kleiner, pedantischer und doch notwendiger Einwurf: SPIEGEL ONLINE ist nicht gleich SPIEGEL. Nicht nur ist das eine Print und das andere Online, sondern unterscheiden sich die beiden Nachrichtenmedien auch in puncto Redaktionen, Zielgruppen, Nachrichtenwerten, Darstellung, Gatekeeping, Framing, etc. Natürlich nutzt SPON die Synergie vom SPIEGEL (Marke, Artikel, Budget), doch finde ich, dass auf einem recht pedantischen Blog durchaus auch dort differenziert werden sollte. Dies gilt vor allem, wenn über die Art der Präsentation von Inhalten und Leser-Kommentare diskutiert wird.

jk

Klimaanlage said...

@jk

Verstehe Ihren Einwand nicht, es ist eben die Unterscheidung von Wochenmagazin und Tagesmedium, aber wo Spiegel drauf steht, sollte auch Spiegel drin sein. Zumal die Onlineversion ja verbreiteter ist als das gedruckte Magazin, wird der Spiegel ja wohl hoffentlich drauf achten, dass beide Produkte zueinander passen...

Werner Krauss said...

@jk

Dankefür den Hinweis, ich meinte natürlich spiegel-onlie wo ich Spiegel sagte, ist ein klarer Unterschied.

jk said...

@Klimaanlage

Sie sagen es: es ist eine Unterscheidung von Wochenmagazin (Print!) und Tagesmedium (Online!). Was Sie in dem Zusammenhang womöglich übersehen, ist, dass dies weitreichende journalistische Konsequenzen (selbst ohne die Print-Online-Unterscheidung) mit sich bringt. Freilich ist hier die Abgrenzung auf beiden Seiten in puncto Inhalt und Personal durchlässig. Doch das ändert nichts daran, dass SPIEGEL und SPIEGEL ONLINE komplett unterschiedliche Medien sind (ink. autonomen Redaktionen). Gemeinhin, und verständlicherweise, wird das gerne ignoriert oder für nicht wichtig befunden, aber, wie schon gesagt, wenn man sich nun über die Art und Weise wie ein Artikel geschrieben ist, unterhält und wie die Nutzerkommentare ausgefallen sind, diskutiert, dann ist es mE essenziell zu betonen, dass der Artikel auf SPON erschienen ist und nicht etwa im Wochenmagazin.

Vielleicht ist Ihnen das immer noch egal, deshalb ein kleiner Exkurs: Wochenmagazine bearbeiten und recherchieren Themen in einer anderen Art und Weise als dies Online-Medien tun. Kurzum: Themen werden im Vorfeld schon anderes selektiert und wahrgenommen. Dies liegt natürlich einerseits an der zeitlichen (Woche vs. Sofort) und andererseits an der journalistischen Dimension (hintergründige vs. tagesaktuelle Information). Dies hat dann ein Reigen an Konsequenzen zur Folge: welche Akteure kommen zu Wort, welche Schwerpunkte werden gelegt, wie viel kann man schreiben, wie viel Meinung verträgt das Stück, usw. Hinzu kommen unterschiedliche Zielgruppen und medienabhängige Anforderungen (Stichwort Interaktivität). Bei SPON bspw. fallen und steigen Artikel anhand der Click-Rate (je mehr Clicks, desto länger auf der Titelseite, desto mehr Nachfolge-Artikel). Was populär ist, wird weiter gepusht. Diese Publikums-Orientierung hat auch zur Folge, dass die Artikel notgedrungen "bunter" und "lauter", sprich boulevardesker werden, da dies mehr Clicks bringt. D.h. wenn ein überdrehter Klima-Artikel auf SPON erscheint hat dies ganz andere Ursachen und Folgen, als beim SPIEGEL. Übrigens auch einen anderen Einfluss.

Ich hoffe, der Unterschied und was dieser für Implikationen hat, wurde Ihnen etwas deutlicher? Aber, wie gesagt, es ist ein eher pedantischer Einwurf, der aber mE essenziell für die Kontextualisierung der Debatte ist.

arcticio said...

@Werner Kraus, #9

Nichts gegen regionale Mitigation - unverzichtbar.

Ich halte es aber für verfrüht Klimagipfel zu entsorgen oder zu entschärfen, nur weil das Thema nicht Top 1 ist und die Konsequenzen (noch) kaum spürbar. Man sollte den Vorteil eines offenen Prozesses nicht aufgeben und gegen G20 Hinterzimmerverhandlungen und kurzsichtige 'Marktlösungen' eintauschen. Es ist absehbar, das der Druck auf die Verhandelnden seitens der Wähler nur steigen kann und dann wird die im Prozess beabsichtigte Weltöffentlichkeit auch ihren Trumpf ausspielen. Die Frage, wer macht am meisten, findet dann auch eine klare Antwort, andernfalls wird sie zum PR Spielball, weil nicht vergleichbar.

Nochmal zum regionalen: ist es für Küstenbewohner nicht interessant zu wissen, auf welchen Meerespiegelanstieg pro Dekade sie sich einstellen müssen? Oder sollten sie immer die obere Grenze der IPCC ARs nehmen, weil die politische Mitigationsleistung doch eher im Dunkeln liegt? Nein, im Ernst, ein Deichbau will geplant sein und braucht zuverlässige Prognosen und da sind öffentliche Klimagipfel relevanter und stabiler als wenig bindende Verlautbaren von Wirtschaftsgipfeln.



Klimaanlage said...

@jk

mmh, irre ich mich, oder ist der Online-Spiegel beim Klima-Thema nicht ausgewogener als der gedruckte Spiegel? Passt das denn zu Ihrer Theorie der Plaktivität von Online-Medien? Online braucht der Spiegel Klicks, gedruckt braucht er Käufer, die kaufen und wieder kaufen. Massenmedien funktionieren nun mal eben nach Medienkritieren. Nur leider lässt das Klima die Massenmedien ja mittlerweile eher kalt, ob online oder gedruckt...

jk said...

@ Klimaanlage:

Das kann ich jetzt pauschal nicht einschätzen. Bitte beachten Sie aber, dass die Boulevardisierung in unterschiedlichen Kleidern daherkommen kann: d.h. Klima-Berichterstattung muss dazu nicht skeptisch sein, sondern kann auch alarmistisch oder ausgewogen ausfallen. Oder reduktionistischer (so sehen sich hier ja einige in gewisser Weise etwas verkürzt zitiert). Meine Erläuterungen hatten noch gar nichts mit der inhaltlichen Ebene zu tun, d.h. wie über Klima berichtet wird, sondern sollten auf die äußeren Rahmenbedingungen hinweisen, untern denen über Klima berichtet wird.

Bzgl. Klicks & Abonennten/Käufern: Hier vergessen Sie, dass es Online sehr leicht ist, die Popularität von ganzen Themen, einzelnen Artikel, spezifischen Autoren und besonderen Stilen zu messen. Dies ist in dieser Form im Print nicht möglich. Natürlich werden Themen autonom vom User gesetzt, doch haben diese dann einen großen Einfluss darauf, wie die Themen dann weiter "gedreht" werden. Grundsätzlich ist dies natürlich bei allen Webseiten möglich, bei SPON kann ich jedoch dafür bürgen, dass die Klickzahlen durchaus bestimmen, welche Themen extensiver bearbeiten werden als andere.

Und dass Klima die Massenmedien kalt lässt, würde ich nicht unterschreiben wollen, bzw. habe ich einen anderen Eindruck. Über die jüngst zu Ende gegangene COP wurde bspw. recht ausführlich berichtet.

jk

Klimaanlage said...

@jk

Wenn Sie dafür bürgen können, was bei Spiegel-Online passiert, würde ich raten, dass Sie vom Spiegel sind?!?! Weiter nehme ich aufgrund Ihrer Schilderungen an, dass Sie schon lange für die gedruckte Version arbeiten, weil sie die Fahne des Traditionsblattes hochhalten?!?!

Wenn dem so wäre, möchte ich Ihnen mein Kompliment aussprechen, ich lese den Spiegel seit langem regelmäßig (print und online). Ich mag v.a. die Respektlosigkeit des Spiegels in der Tradition von Herrn Augstein. Bitte weiter so! :-)

(Sollten Sie nicht vom Spiegel sein, wünsche ich Ihnen trotzdem einen schönen Abend! :-)

Anonymous said...

@ RainerS

"bei allem Respekt, aber Ihre Haltung erscheint wir typisch für die Wagenburg-Mentalität vieler Debattenteilnehmer. Wer nicht für mich ist, ist gegen mich! Nestbeschmutzer!! Die bösen Skeptiker bekommen eine Vorlage!!!"

Bei allem Respekt, aber zum Lesen gehört auch Verstehen, und dabei scheint es bei Ihnen gewaltig zu hapern. Vielleicht verabschieden Sie sich mal einen Augenblick von ihren vorgestanzten Denkmustern und lesen meine Beiträge vorurteilsfrei.

Andreas

jk said...

@ Klimaanlage:

Interessanter Tipp, aber der ging daneben :) Bin weder beim Spiegel noch im Journalismus aktiv. Beschäftige mich allerdings wissenschaftlich mit dem Thema der Klimakommunikation (d.h. Kommunikationswissenschaftler).

Allerdings kann ich schon nachvollziehen, wie Sie darauf kommen. Kenne zwei, drei Leute bei Spiegel und Spiegel Online und kann insofern ansatzweise einschätzen, wie dort die Arbeitsabläufe vor sich gehen. Übrigens wollte ich auch keine Wertung abgeben, was besser ist, da ich die Haltung vertete, dass die Medien schwer vergleichbar sind und mehr von der individuellen Präferenz abhängt, bzw. von dem was man will.

Ihnen ebenfalls einen schönen Abend! :)

Anonymous said...

Werner,

" Und das macht er hier eindeutig mit einer klaren Stellungnahme und Aussage. Über die lohnt es sich zu diskutieren - und das zeichnet ihn aus und unterscheidet einen guten von einem schlechten Journalisten."

Ganz ehrlich: Die Versatzstücke habe ich so verwirrt, dass ich die Aussage B.s gar nicht mehr erkennen kann. Ich rate mal: Geoengineering als Alternative zu Reduktion? Wenn ich richtig geraten habe, freue ich mich auf die Diskussion.

Von einem guten Journalisten hätte ich erwartet, dass er einen klar verständlichen Beitrag schreibt. Dass man beim Lesen den Eindruck gewinnen kann, Geden, Beck oder von Storch wären für einen Verzicht auf CO2-Reduktionen spricht nicht gerade für seine Qualitäten.

Es ist ja nicht das erste Mal bei Bojanowski, daher sehe ich da ein gewisses System: Ein paar provokante skeptische Köder einstreuen, uns schwupp, riesige Klickzahlen sind garantiert. So funktioniert das System BILD, das ist aber kein Merkmal von Qualitätsjournalismus. Ich lese die ZEIT, und habe dort schon Interviews und Texte von Oliver Geden gelesen. Zum Glück, sonst hätte ich ihn hier bei B. völlig missverstanden.


"Ich bin etwas erschrocken über Ihre Besorgnis über den "normalen" oder "durchschnittlichen" Spiegel-Leser. Etwas nicht zu sagen, weil sonst die Leute womöglich nicht das denken, was man will, dass Sie denken:"

Ziemlich daneben. Bojanowski kann unter eigenem Namen sagen und schreiben, was er will. Meine Besorgnis galt dem Umstand, dass die Leser (und davon gab es ja einige) von denen in B.'s Text genannten Personen einen falschen Eindruck bekommen könnten.

Mir fällt noch etwas auf:
Sie schrieben, B. hätte auch Stimmen von Leuten einfließen lassen, die nicht beim workshop dabei waren. Ich bin neugierig, enn meine These ist ja, dass B. seinen Text aufpeppte, und "Stimmen von außerhalb" sind dafür das probate Mittel. Drei Teilnehmer haben sich hier schon geäußert und alle drei ließen meine Fragen unbeantwortet. Warum? Habe ich etwa gut geraten?

Andreas

Anonymous said...

Werner,

vielleicht können Sie mir ja helfen, den Artikel zu verstehen, ich gehe mal die 5 Punkte durch.

Punkt 1:
Ich teile die Positionen von Geden und Beck. Doch dann kommen andere zu Wort:

"Eine Abkehr von der bisherigen Praxis fordert auch Maximilian Mayer, Politikforscher an der Universität Bonn: Die Fixierung der Uno-Klimapolitik auf das CO2[...]"

Meine Verwirrung beginnt: CO2 verbleibt außerordentlich lange in der Atmosphäre. Unsere Emissionen bisherigen Emissionen werden die CO2-Konzentration dauerhaft für Jahrhunderte anheben und sind die Ursache des Problems. Ist es nicht logisch, dass man sich daher auf CO2 konzentriert? Bin ich "fixiert" oder einfach nur rational?
"Man solle sich auf andere Instrumente konzentrieren. Welche? Geoengineering? Tut mir leid, aber Mayers Position erschließt sich mir nicht.

"Dass die Uno ihre Klimakonferenzen von selbst abschaffen wird, glaubt Uekötter jedoch nicht. Zu sehr profitierten die Beteiligten von den Veranstaltungen" Merkel fährt erst gar nicht hin, Altmaier wirkte eher gequält. Aber egal, das musste mal gesagt werden, aber Uekötter (bzw. B.) ist ja noch nicht fertig:
"Und auch Klimaforscher lebten gut vom Uno-Prozess, sie würden als Aufklärer etwa gegen Skeptiker gefragt und erhielten besondere Beachtung"

(Fortsetzung folgt)

Anonymous said...

In Punkt 2 und 3 wird langsam deutlich, was die Alternativen zur "Fixierung auf CO2" wohl sein sollen:

Anpassung und Geoengineering

Ich lasse mich ja nicht provozieren und lese wieder bewusst über den Unsinn hinweg, die UNO würde ausschließlich auf Mitigation setzen und Adaption bewusst aussparen.

Jetzt wäre eigentlich der Punkt da, wo man Vor- und Nachteile dieser beiden Varianten ansprechen könnte, danach könnte man als Leser darüber diskutieren. Dann lässt B. aber wiederum diesen ominösen Wiesnet zu Wort kommen mit:

"Der Verzicht auf das Kyoto-Protokoll oder andere Klimaabkommen der Uno bei gleichzeitiger Verstärkung von Anpassungsmaßnahmen hätte zwei entscheidende Vorteile, glaubt Wiesnet: Sie ließen sich schneller durchsetzen und seien billiger als die CO2-Vermeidung."

Das, was Wiesnet zuvor der UNO fälschlicherweise unterstellt hat, macht er jetzt selbst: Mitigation und Adaption nicht als sowohl/als auch, sondern als entweder/oder.

Und noch schlimmer:
Mitigation sei billiger (gibt es dafür irgendeine wiss. Quelle?). Muss ich jetzt Hans von Storch bei der acatech-Diskussion zitieren, dass die Kosten von Adaption mit wachsender Erwärmung zunehmen werden? Und ich ergänze noch: Nicht linear. Man könnte fast meinen, mit Adaption könne man alle Klimaprobleme lösen und billiger sei es auch noch, diese unfähigen UNO-Bürokraten! Leider ist es etwas komplizierter, was (wiederum ein "leider") im Artikel nicht vorkommt:

Woher kommen die Gelder für Anpassung für Entwicklungsländer (komisch, dass dies ein zentraler Punkt in Doha war, wo die UNO dies doch angeblich ausblendet)? Können diese Gelder abseits eines UN-Rahmens überhaupt organisiert werden? Drängten die Entwicklungsländer nicht gerade deshalb auf Fortbestand von Kyoto, weil dies eine der möglichen Geldquellen ist?

Ab welcher CO2-Konzentration sind die Kosten nicht mehr finanzierbar?

Was ist mit den Risiken jenseits von Extremwetter und Meeresspiegelanstieg? Verlust von Biodiversität, Zusammenbruch von Ökosystemen, Übergang zu einem völlig neuen, unbekannten Klimazustand?


Etwas besser bei Geoengineering, wenigsten werden hier auch die Risiken angesprochen. M.E. gehört aber unbedingt der Hinweis hinzu, dass Injektionen von schwefelhaltigen Aerosolen das Problem der Ozeanversauerung nicht lösen wird, man müsste sich z.B. von den Riffen verabschieden.

Bei der Diskussion über Geoengineering fühle ich mich bei der AGU besser aufgehoben, ich empfehle wärmstens diese Vorträge sich anzuhören: http://fallmeeting.agu.org/2012/events/gc53d-climate-engineering-and-carbon-sequestration-monitoring-ii-video-on-demand/

Viel Spaß
Andreas

Se_Wi said...
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Anonymous said...

Sehr geehrter Herr Wiesnet,

danke, dass Sie sich hier zu Wort melden und einige Dinge (z.B., dass Mitigation notwendig ist) klargestellt haben. Ich möchte mich entschuldigen, dass ich Sie nach Lektüre des SPIEGEL-Artikels falsch eingeschätzt habe, ich habe Sie dort so verstanden, als könne man auf jegliche Mitigation verzichten und Klimawandel einfach durch Anpassung "wuppen".

Verwirrt hat mich auch ihre Aussage, Adaption sei billiger, weil ja die Kosten der Adaption mit wachsender CO2-Konzentration nichtlinear ansteigen. Ich ahne nun, was Sie wirklich aussagen:
Ist ihre Voraussetzung, dass es Politik nicht schaffen wird dafür zu sorgen, dass fossile Energieträger unter der Erde bleiben? Kohle, Gas und Öl werden (wenn nicht bei uns, dann halt anderswo) solange verbrannt werden, bis es alle ist?

Diese Voraussetzung hielte ich für extrem defätistisch, ich bezweifle, ob sich dann die Auswirkungen des Klimawandels auf Extremwetter und steigenden Meeresspiegelanstieg begrenzen lassen. Die Kosten werden dann sowieso nicht mehr in den Griff zu bekommen sein, da könnte es dann schon um deutlich mehr gehen als Sicherung des Wohlstandes.

Als einen kleinen Vorgeschmack empfehle ich den Vortag von Ken Caldeira auf der jüngsten AGU-Tagung:
http://fallmeeting.agu.org/2012/events/gc44c-special-lecture-in-ocean-acidification-consequences-of-excess-carbon-dioxide-in-the-marine-environment-video-on-demand/

Zudem machen auch die notwendige Bereitstellung von Geldern und Möglichkeiten des Geoengineering globale Absprachen und Abkommen notwendig, auch hier geht es nicht alleine. Ich denke, man wird nicht umhin kommen, den UNFCC-Prozess zu reformieren.

Viele Grüße
Andreas

Wiebke said...

Hallo Herr Wiesnet,

danke für die Klarstellung. Aber ich hatte Ihre Argumentation schon im Spiegel ebenso verstanden.

Was ich mich beim Lesen gefragt habe: Wie stehen Sie zum Geoengineering?

Gruß
Wiebke

Hans von Storch said...

Der Beitrag vom 16 Dezember, 11:27., wurde von einem Betroffenen beanstandet, weil er sich durch den Beitrag verleumdet fühlt. Da wir presserechtlich für alle Beiträge auf diesem Blog verantwortlich sind, lösche ich hiermit ohne weitere rechtliche Bewertung diesen Beitrag.
Hans von Storch

Se_Wi said...

@ Andreas: Vielen Dank für Ihren Beitrag. Sie haben den Kern meiner Argumentationsgrundlage gut zusammengefasst.

@ Wiebke: Geoengineering ist aus meiner Sicht keine Alternative zu Mitigation und Adaptation (auch dies geht aus meiner Arbeit klar hervor).

Viele Grüße,
Sebastian Wiesnet

Anonymous said...

Die Löschung des Beitrags von Herrn Wiesnet finde ich mehr als unschön. Für mich ist in erster Linie Sebastian Wiesnet der Betroffene.

Ok, wir haben ja alle hier den Fall Meichsner vs. Rahmstorf mitverfolgt. Wir haben gelernt, dass Tatsachenbehauptungen von dünnhäutigen Mitmenschen gerichtlich beanstandet werden können und dass Formulierungen wie Ich fühle mich/ Ich sehe mich von XXX falsch wiedergegeben. rechtlich nicht zu beanstanden sind. Vielleicht wäre eine Umformulierung der beanstandeten Passage die bessere Lösung gewesen.

Aber traurig, dass wir hier überhaupt über solche Dinge reden müssen. Ich hätte einen direkten Widerspruch des Betroffenen hier mehr begrüßt, besonders Journalisten müssten die Freiheit des Wortes doch schätzen.

Andreas

th said...

@Andreas

Poster, die wie Sie hier anonym schreiben, haben ja sicher gut reden ;-)

W. said...

@Andreas
@th

Ich sehe es auch so, anonym lassen sich immer scharfe Vorwürfe gegen andere erheben. Wer aber mit eigenem Namen geradesteht und, wer weiß, evtl. zu Unrecht angegriffen wird, der darf sich wehren. Gerade der Fall Meichsner/Rahmsdorf hatte doch gezeigt, daß es nicht immer die Journalisten sind, die falsche Behauptungen aufstellen. Warum sollten es Journalisten zulassen, wenn sie zu Unrecht angegriffen werden? Ich würde mich jedenfalls auch wehren, wenn jemand meine Arbeit angreift. In diesem Einzelfall weiß ich es natürlich nicht, aber generell wäre ich vorsichtig mit Attacken, solange man nicht beide Seiten kennt.

mfg
W.