Friday, September 5, 2014

Was würde Talleyrand zur heutigen Klima- und Energiepolitik sagen?

Was würde Talleyrand zur heutigen Klima- und Energiepolitik sagen?
fragt und beantwortet Serten.

Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord,
Porträt von François Gérard (1808),
WP Commons
Talleyrand würde Fragen von internationalem Interesse und solche, die regional relevant sind, deutlich trennen. Er wäre vermutlich ziemlich skeptisch gegenüber einem globalen Lösungsansatz bei Klimafragen. Wieso redet man über globales Klima, Klima ist regional und sehr unterschiedlich. Nehmen Sie die unsere Freunde, die Engländer. Deren schreckliche Küche kann etwas Erwärmung nur guttun. Ob die britischen Bourgmestre nun Sonnenschirme, Ruderboote oder Streusalz kaufen sollen, ist eine regionale Frage. Da genügt es, Monsieur Herschel, den englischen Chefastronom zu fragen.

Er würde sich weniger mit Atmosphärenchemie ("Lavoisier und Co, die Sorte Leute sind der Tod jeder gehobenen Konversation") als  mit der Politik- und Verwaltungsstrategie beschäftigen. Diese IPCC ist doch nur eine Statistikbehörde, comment ce dit? Eine Fachbehörde mit eine Mandat einer Gebietskörperschaft. Seit wann fragt man Buchhalter, wenn es um Politik geht? Warum haben Sie nicht diese IPCC-Berichte vom Militär machen lassen, wie das le président americain Nixon 1969 vorgeschlagen hat? Wetterfrösche und Rechenmaschinen hatten die schon. "Grünhauseffekt" und "Sauerregen"  hätte besser ein ziviles Standbein des Militär übernommen.(vgl. Kai F. Hünemörder: Die Frühgeschichte der globalen Umweltkrise ..2004)  Ob Sie das nun OTAN oder NATO nennen, Sie hätten sich  doppelte Geldausgaben und etlichen Ärger mit diese heutige Girondiste, diese Grüne gespart.

Diese Klimakonferenzen sind so langweilig und ergebnislos wie ein Empfang im Pfarrhaus in einem Roman von Mlle Austen. Eine XYZ-Affäre ohne Aussicht auf Erfolg. Sehen Sie, der Wiener Kongreß war amüsant, kurz, galant und effizient. Auch mit dem Ozonschild und dem Ozonloch hat das so funktioniert. Bei diese FCKW gab es keine wissenschaftliches Konsens-Tutu, aber  sehr gelungene Protokolle, erst in Wien, dann in Montréal. Es wurde politisch gehandelt, als praktikable Lösungen auf dem Tisch lagen. So soll das auch sein. 

Er würde abschließend amüsiert feststellen, daß die Deutschen zwar die Kernenergie fürchten wie sonst nichts in der Welt. Aber mehr noch das große Frankreich - das unter anderem das überalterte, erdbebengefährdete, grenznahe Kernkraftwerk Fessenheim weiter unbeschadet betreiben darf. Das abzuschalten, wäre doch, wenn man wirklich wollte, wie einst beim Duc Enghien mit 300 Dragonern an einem Tag zu erledigen. Diese Energiewende ist schlimmer als ein Verbrechen, sie ist ein Fehler ;)

13 comments:

Anonymous said...

Gute Frage und eine ausgezeichnete Idee, hier mal einen bestens ausgewiesenen Skeptiker zu Wort kommen lassen. Vermutlich würde er an die Adresse der Alarmisten seinen berühmten Satz "Beim Eifer sind immer drei Viertel Dummheit" zitieren oder "Die Statistik ist das richtige Addieren falscher Ziffern" Der Politik gäbe er zu bedenken "Es ist besser, auf morgen zu verschieben, was man heute nicht gut und mühelos tun kann, als Dinge in der Überstürzung zu tun, die aus dem Gefühl kommt, zu viel zu tun zu haben" und "niemand vermag zu sagen, wie viele politische Dummheiten aus Mangel an Geld schon verhindert worden sind". Für die klimawissenschaftlichen Gate-Keeper hätte er bestimmt auch was übrig: "Ich lüge nie, doch niemand kann mich zwingen, die Wahrheit zu sagen" oder "Mein Prinzip war es immer, kein Prinzip zu haben", evtl. auch "Wer lange genug gelebt hat, hat alles gesehen und auch das Gegenteil von allem". Für hysterische Aktivisten: "Es gibt nichts Gefährlicheres auf der Welt als fanatische Ideen".

V. Lenzer

Anonymous said...

Es gibt eine dritte Haltung, neben den Klimaaktivisten und den Klimaskeptikern. Tertium datur, nennen wir es Klimagnostizismus.

Wenn es um klassischen Klimaskeptizismus geht, sind weder er noch ich als Kronzeuge zu gebrauchen. Talleyrand lebte in einer Zeit, in der einige Forscher Klimazonen und "Rasse" bzw. Kulturkreise deterministisch zusammen deuteten. Beim Wiener Kongreß wurde, unter tatkräftiger Mitwirkung von Talleyrand, Europa neu (und durchaus friedensstiftend) sortiert, das Anciennitätsprinzip in der Diplomatie eingeführt und die Sklaverei diskreditiert. Alle drei politischen Ergebnisse waren wichtiger für die Menschheit als alle Klimadebatten es hätten sein können. Die Vorstellung eines einheitlich gefährdeten globalen Klimas wäre ihm wie seinen Zeitgenossen völlig fremd. Sie ist auch heute noch falsch.

Das Thema menschengemachter Klimawandel kann und sollte imho - mit Lomborg, Pielke, von Storch und andere - schlicht etwas weniger hoch priorisiert werden als dies die Hansens und Rahmstorfs (Preislage "größte globale Herausforderung der Menschheit") tun.

In einem moderateren Rahmen (ein bescheideneres soziologisches Frame u.a. nach Reiner Grundmann), als regionale Problemstellung, wäre das Klimathema auch heute besser aufgehoben. Ich bin sehr dafür, auf kommunal- und regionalpolitischer Ebene die dort anstehenden Klimaveränderungen auch wissenschaftlich fundiert anzugehen. Nicht nur Herr von Storch steht für solche Konzepte. Ich bezweifle aber, daß es eine globale Einheitslösung geben kann und sollte.

Serten

PS.:
Zum Thema Skeptiker im Sinne Skeptikerbewegung ist das hier nicht das Forum, ich bin gegenüber der Skeptikerbewegung skeptischer als gegenüber dem Klimaktivismus. Ich kann mir den Karrierebischof von Autun kaum als Vereinsmitglied bei GWUP oder ähnlichem vorstellen. Kurz vor der Ankunft an der Himmelstür hat Talleyrand sich noch mit Berufung auf Lukas 15,11–32 wieder entsäkularisieren lassen ;)

Anonymous said...

Warum gerade Talleyrand? Und warum sollte Talleyrand so denken?

PS:
Talleyrand hätte die Einladung Ban Ki Moons sicherlich angenommen und wäre zu den Verhandlungen nach New York gereist. ;-)

Andreas

Anonymous said...

Andreas, wenn Du aber andeuten willst, daß er sich mit einer Reise nach Amerika bestechen hätte lassen liegst Du falsch. In der XYZ-Affäre hat er drei amerikanische Delegierte Jahre lang gegeneinander ausgespielt, während die Franzosen im Quasi-Krieg 1797-1800 hunderte amerikanische Frachtschiffe erbeuteten. Seine Forderung war nicht ein Flugticket, sondern £50,000 Vorkasse für ihn (1797 war das ein Millionenbetrag für ein einziges zielführendes Gespräch) und eine staatliche Anleihe / Schuldenerlass (das entsprach eher einem Milliardenbetrag) zugunsten Frankreichs. Sprich der war in ganz anderen Preisklassen unterwegs, und übrigens auch ohne Ticket von Ban Ki Moon in diplomatischer Mission in den USA.

Warum Talleyrand? Er lebte in einer Zeit, in der solche Konferenzreisen zwar schon möglich waren, aber man politische Verhandlungen erst dann führte, wenn eine Lösung auf dem Tisch lag und die Gesprächspartner akzeptiert waren. Das konnte dauern. Er war ein Zyniker und gleichzeitig perfekt darin, bis heute tragfähige Kompromisse auf hoher politischer Ebene auszuhandeln. So jemand sich die Klimathematik anschauen zu lassen, finde ich lehrreich.
Ihm wäre die Klimawissenschaft per se völlig wurscht gewesen, der hat sich mit der Friedensordnung in Europa, der Abschaffung der Sklaverei und der Mehrung der Grandeur Frankreichs beschäftigt. Er war selbst als Vertreter der Eigentumsangelegenheiten der französischen Kirche wie als Herrscher eines kleinen Fürstentums in Italien tätig, durchaus erfolgreich. Die administrativen und politischen Aspekten von Umweltthemen wären ihm von daher durchaus geläufig gewesen.

Anonymous said...

Lieber Himmel, Serten, Sie geben vielleicht Rätsel auf. Zuerst Tayllerand aus dem Bauch nachempfunden und jetzt Lukas 15,11–32, Zitat: "Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden".

Das ist nun freilich ein tolles Stück, die alte Lästerzunge zum verlorenen Sohn umzudeuten, der sich kurz vor seinem Tod wieder an den Busen der kath. Kirche geschmissen haben soll. Die angeblichen Zeugen der Conversion, an einer Restauration durchaus interessiert, stießen schon damals auf erhebliche Zweifel bei den Zeitgenossen.

Was Ihre Skepsis am Skeptizismus anbelangt, handelt es sich um einen hübschen Fall eristischer Dialektik. In einem Punkt haben Sie aber recht: der "Karrierebischof von Autun" bewürbe sich kaum als Mitglied der GWPU. Der Verein wäre ihm zu langweilig.

V. Lenzer

Anonymous said...

Der Bericht zu seiner Late-Night-Konversion als verlorener Sohn erscheint mir glaubhaft. Vor allem, weil er wohl selbst mit dem Herrgott auf Zeit gespielt und kurz vor knapp hart verhandelt haben soll (Motto "Es braucht kein Öl auf die Handfläche, ich bin schon Bischof"). Zum Thema "Psychopathologie des Skeptikers" kann ich den zugehörigen Wikipedia-Essay beim User:Gamma empfehlen. Ansonsten finde ich es als Fan von Friedrich Wilhelmn Graf (der hätte sich unter Theologen ausgezeichnet mit Talleyrand verstanden, vor allem beim gemeinsamen Lästern über Frau Kässmann) immer witzig, wenn kombinierte Klima- und Religionsskeptiker den religiösen Aspekt bei der Klimadebatte (Schlußwort bei Grundmann und Stehr Macht der Erkenntnis: "Es ist vielleicht die höchste Ironie, dass der Wissenschaftsdisput über den Klimawandel alle Zeichen eines religiösen Krieges trägt) als Schwäche sehen. Es ist nichts anderes als der Beweis, daß viele Leute das Klimathema durchaus als wichtig empfinden. Es muss ja nicht gleich der Weltuntergang kommen. ;) Grüße Serten

Anonymous said...

Ja, lieber Serten, da dürfen wir also bei Tayllerands Conversion entweder eine Paschalsche Wette vermuten, ein gutwilliges Zufriedenstellen der um sein Seelenheil besorgten Umgebung oder gar ein letztes und eitles Bemühen um postumen Widerhall. Wir werden es nie erfahren, aber die erste Vermutung, die Pascalsche Wette, führt den Gedankenreigen zurück zum Klima. Auch da soll der Ungewissheit mit Zweckopportunismus begegnet werden. Die "Kosten des Glaubens" indessen sprengen inzwischen jedes vorstellbare Maß, sei es wirtschaftlich (Vermeidung von CO2-Emissionen) oder wissenschaftlich betrachtet, indem sich quasi religiöse Praktiken an vielen Instituten der Klimaforschung durchgesetzt haben, weil sonst kein (Geld)Segen zu erwarten steht. Sollten ähnliche Praktiken auch in anderen Fachgebieten Fuß fassen, z. B. bei den Vulkanologen (phlegräische Felder), den Seismologen (Erdbeben) oder den Astronomen (Asteroiden), dann gnade uns wer auch immer vor all den Weltuntergangsszenarien, die viele Leute auf einmal als ebenso wichtig empfinden könnten und zu bekämpfen wünschen.

V. Lenzer

Anonymous said...

Ich stimme Ihrem Gedankengang ja gerne zu. Sie nannten die Umgebung des Vesuvs, man könnte auch Vulkaneifel, Tsunamis im Mittelmeer oder das nächste Basler Erdbeben anführen. Wenn diese Gefahren ähnlich durchs Dorf getrieben würden wie die Klimaterreur, wäre es jenseits der Zwiebel kaum noch auszuhalten ;)

Der Unterschied liegt imho bei den Forschertypen - Vulkanologen sind das Geoäquivalent zum Heli-Rettungsdottore im Arztroman. Sprich die treiben sich vor allem in den klassischen sonnigen Feriengebieten umher, haben ein hohes Unfallrisiko aber viel Erfolg und breite Auswahl bei der Partnersuche. So bleiben die Vulkanologen im Genpool und fallen nicht mit Jeremiaden auf, nicht obwohl, sondern weil sie sich draußen tödlichen Risiken aussetzen und viel Spaß und gute Laune dabei haben.

Der Modelliererklimatologennerd kämpft hingegen bekanntlich (HvS, bitte so nötig korrigieren) im Neonlicht des Serverkeller mit Bits und Bytes und kommt nur an die frische Luft (igitt), wenn es um die Foto-ops mit der Kanzlerin geht. Und die schaut doch auch immer nach Weltuntergang aus.

Fazit: Der Vergleich des Umgangs mit verschiedenen Hazards ist wichtig, weil aufschlußreicher als sich in ein bestimmtes Risiko zu vergraben.

;) Serten

Anonymous said...

"Modelliererklimatologennerd"
You made my day ;-)

V. Lenzer

Anonymous said...

Immer schön, wenn man die Leute glücklich machen kann ;) Grüße Serten

Quentin Quencher said...

Würde Talleyrand zur heutigen Klima- und Energiepolitik überhaupt etwas sagen? Was könnte er gewinnen? Ich finde den Vergleich an den Haaren herbei gezogen.

@ReinerGrundmann said...

Danke für die luftigen Spekulationen.

"Warum Talleyrand? Er lebte in einer Zeit, in der solche Konferenzreisen zwar schon möglich waren, aber man politische Verhandlungen erst dann führte, wenn eine Lösung auf dem Tisch lag und die Gesprächspartner akzeptiert waren. Das konnte dauern."

Was würde T zur gegenwärtigen Krise in der Ukraine, Syrien, Irak sagen? Und was zur Krise im Umgang mit diesen Konflikten, z.B. auf Seiten der NATO?

"der Wiener Kongreß war amüsant, kurz, galant und effizient. Auch mit dem Ozonschild und dem Ozonloch hat das so funktioniert. Bei diese FCKW gab es keine wissenschaftliches Konsens-Tutu, aber sehr gelungene Protokolle, erst in Wien, dann in Montréal. Es wurde politisch gehandelt, als praktikable Lösungen auf dem Tisch lagen. So soll das auch sein."

Einspruch: es ist doch etwas komplizierter ;-) Siehe hier, Kapitel 5.

Anonymous said...

http://www.nzz.ch/international/europa/verhandlungen-statt-kriege-1.18385714 Die NZZ zu 200 Jahre Wiener Kongreß, passend zum Thema. Grüße Serten